Deutsches Dorf in Südkorea

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Von den Koreakriegen stark gezeichnet benötigte Südkorea Divisen, um die Infrastruktur des Landes aufbauen zu können. In den 1960er und 1970er Jahren brachen daher 7936 Bergmänner und 11057 Krankenschwestern nach Deutschland auf, die jährlich mehr als 10 Millionen DM nach Korea überwiesen. Mit diesen Geldern wurde z.B. die Gyeongbu-Autobahn gebaut, um koreanische Industriestandorte miteinander zu verbinden - die Geburtstunde des "Wunder am Han-Fluss".

1999 erreichten die ersten der nach Deutschland entsandten Koreaner und Koreanerinnen das Rentenalter und einige zeigten sich interessiert, auf die Vorschläge von Kim Du-kwan einzugehen, der als damaliger Vorsteher des Landkreises Namhae die Idee verfolgte, an der Küste seiner Region ein Dorf für die koreanischen Rückkehrer zu errichten.

Auf fast 100.000 qm Fläche begann schließlich 2002 der Bau der ersten Häuser. Niederlassen durfte sich damals nur, wer mindestens 20 Jahre in Deutschland gelebt hatte und im Besitz einer uneingeschränkten Aufenthaltsgenehmigung war oder die deutsche Staatsbürgerschaft besaß. Letzterer Punkt war schon deshalb wichtig, da sich deutschstämmige Ehepartner der rückkehrenden Koreaner auch in Namahae niederlassen wollten.

Gebaut wurde teilweise mit Baumaterialien aus Deutschland, so dass bereits die Dachziegel der rund 40 Häuser in Namahae ins Auge fallen. Überall wehen Deutsche Fahnen und die schwarz-rot-goldenen Pflastersteine beseitigen die letzten Zweifel, ob man sich hier tatsächlich in einer sehr speziellen koreanisch-deutschen Welt befindet.

Wir wurden als Deutsche hier überaus herzlich empfangen und von Haus zu Haus, Cafe zu Cafe weitergereicht. Jeder erzählte uns kleine Geschichten seiner Erfahrungen in Deutschland von Mannheim bis Berlin und war offensichtlich froh, mal wieder Deutsch reden zu können. In dem sehr schönen Museum, dem "Deutsch-Koreanischen Haus Namhae", nahm sich die Kuratorin viel Zeit für uns und als sie erfuhr, dass unsere Väter auch im Bergbau tätig gewesen waren, wurde die Zeche Zollverein zum unerwarteten Themenschwerpunkt in Südkorea.

 

 

 

Bild 1: Bayrisches Oktoberfest in Namhae mit Currywurst wie im Kohlenpott
Bild 2: Im Deutschen Dorf auf Namhae
Bild 3: Der Deutsche Platz im Deutschen Dorf
Bild 4: Das "Deutsch-Koreanische Haus Namhae"
Bild 5: Glück Auf in Deutschland (Quelle: Deutsch-Koreanisches Haus in Namhae)
Bild 6: Arbeit auf Zeche Zollverein (Quelle: Deutsch-Koreanisches Haus in Namhae)
Bild 7: Die freundliche Mitarbeiterin des Museums
Bild 8: Ehrung der koreanischen Bergarbeiter und Krankenschwestern (Quelle: Deutsch-Koreanisches Haus in Namhae)
Bild 9: Aufbruch 1963 nach Deutschland (Quelle: Deutsch-Koreanisches Haus in Namhae)